Wer sich ein klassisches Pedalboard aus einzelnen Effektpedalen zusammenstellt, wird wahrscheinlich wissen, dass einige der Pedale bzw. Effekte „vor den Amp“, also zwischen Gitarre und Verstärker angeschlossen werden und andere Pedale, die bestenfalls in den sogenannten „FX-Loop“ gehören. So weit, so gut und anschlusstechnisch auch alles kein Problem, wenn man einzelne Effektpedale verwenden möchte. Doch wie sieht es aus, wenn nicht einzelne Pedale, sondern ein Multi-Effekt-Gerät mit dem Amp verbunden werden soll, insbesondere, wenn dieses Multi-Effekt-Gerät auch über Effekte verfügt, die klassisch zwischen Gitarre und Amp gehören? Hier kommt dann die sogenannte „4‑Cable-Method“ (4CM) ins Spiel.
Signalfluss am Verstärker: Pre-Amp, FX-Loop und Power-Amp
Schaut man dem Verstärker mal ein wenig unter die Haube, sieht man zunächst, dass ein Verstärker einen Pre-Amp (Vorverstärker) und einen Power-Amp (Endstufe) besitzt. Damit die 4CM funktionieren kann, braucht der Verstärker zusätzlich einen FX-Loop, was bei den meisten modernen Amps heutzutage auch der Fall sein dürfte. Betrachten wir uns jetzt mal den Signalfluss:
- Der „Input“ des Verstärkers verbindet die Gitarre mit dem Eingang des Pre-Amps.
- Der „Send“ des FX-Loops schickt das durch den Pre-Amp gewanderte Eingangssignal aus dem Amp hinaus, bevor das Signal in die Endstufe gelangt.
- Über den „Return“ des FX-Loop kommt das Signal vor der Endstufe wieder zurück in den Amp, geht dann durch die Endstufe und aus dem „Speaker-Out“ in die angeschlossene externe Box oder — bei einem Combo — in den (oder die) internen Speaker.
Kurzum: Der FX-Loop befindet sich zwischen Pre-Amp und Endstufe und ermöglicht das Abgreifen des Signals nach dem Pre-Amp aber vor dem Power-Amp. Oder anders ausgedrückt: In den FX-Loop eines Verstärkers lassen sich bestimmte Effektgeräte zwischen Pre-Amp und Endstufe „einschleifen“, wie man so schön sagt. Über den FX-Loop lässt sich auch ein externer Pre-Amp nutzen, indem man diesen an den „Return“ des FX-Loops und die Gitarre am „Input“ des externen Pre-Amps anschließt.

Wieso vier Kabel?
Obwohl sich die 4‑Cable-Method (4CM) auch bei der Verkabelung klassischer Pedals aufzeigen und beschreiben lässt, hat sich der Begriff als solcher erst mit Bezug zu Multi-Effekt-Geräten etabliert. So betrachtet ist der Begriff vergleichsweise „neu“, die Methode als solche allerdings nicht. Im Folgenden werde ich mich aber auf das Anschließen von Multi-Effekten konzentrieren. Dabei sind auch alle „Modeler“ wie bspw. Helix, Headrush und Co. inbegriffen.
Die Frage: „Wieso ausgerechnet vier Kabel?“ lässt sich eigentlich ganz banal durch das Abzählen der Kabel beantworten:
- das Gitarrenkabel zum Input des Multi-Effekts,
- das Kabel vom Send des Multi-Effekt zum Input des Verstärkers,
- das Kabel vom Send des Verstärkers zum Return des Multi-Effekts,
- das Kabel vom Output des Multi-Effekts zum Return des Verstärkers.
Vier Kabel halt, keines mehr, keines weniger.
Zum Signalfluss der 4‑Cable-Method
Viel spannender als das bloße Abzählen ist der Blick auf den Signalfluss, wenn ich ein Multi-Effekt mit der 4‑Cable-Method (4CM) an einen Verstärker anschließe:
Das Signal Deiner Gitarre fließt über den Input des Multi-Effekts durch sämtliche Effekte, die vor dem Loop (Send und Return) des Multi-Effekts platziert sind, verlässt über den Send des Multi-Effekts das Gerät und wandert über den Input des Verstärkers in seinen Pre-Amp. Aus dem Send des Verstärkers gelangt das Signal dann in den Return des Multi-Effekts, wandert dann durch alle Effekte, die nach dem Loop des Multi-Effekts verortet sind aus dem Output des Multi-Effekts in den Return des Verstärkers. Im Verstärker wieder angelangt, läuft das Signal dann durch dessen Endstufe zu den Speakern.
Durch den gedanklichen Nachvollzug dürfte das Anschließen via 4CM nun kein Problem mehr sein, auch wenn die Bedienungsanleitung mal nicht zur Hand ist. Trotzdem empfehle ich Dir, die Anschlüsse und verwendeten Kabel farblich zu markieren. Dann klappt es auch unter hektischen Bedingungen mit bzw. unter Lampenfieber vor dem Gig.
Weitere Informationen
Eine wirklich gute Erklärung von 1‑Cable- über 2‑Cable- bis hin zu 4‑Cable-Method lieferte jüngst Thomas Blug in Folge 17 seiner Academy Of Tone Reihe auf seinem YouTube-Channel.
Schreibe einen Kommentar