Man sagt ja: Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach. Diese Redewendung müsste man umformulieren. Der Geist sagt: „Hey, das brauchst Du eigentlich gar nicht“, doch das Fleisch entgegnet: „Egal, es macht Spaß!“.
Diesen Spaß mal beiseite und ernsthaft. Bezogen auf die Frage, was ich eigentlich zur Gestaltung meines Blogs benötige, lautet die Antwort in den allermeisten Fällen: nicht viel bis gar nichts. WordPress kommt mittlerweile mit einem picke packe prall gefüllten Werkzeugkasten daher, der in wenigen Wochen auch noch auf das Full-Site-Editing ausgeweitet werden wird. Für einen ollen Blog wie meinem, reichen diese Onboard-Mittel völlig aus.
Trotzdem bin ich mal wieder schwach geworden, denn es macht mir Spaß, mit diversen Plugins herumzuspielen, insbesondere was Design und Layout betrifft. Auch, wenn am Ende nichts davon für das Frontend zum Einsatz kommt und somit sichtbar wird, wie der Modelleisenbahner, der klamm heimlich tief in seinem Keller, fernab eines Publikums seine Anlage hegt und pflegt.
Ein alter Bekannter
CSS-Hero ist für mich ein alter Bekannter. Ich hatte mir von dem CSS-Editor schon einmal ein Abo besorgt, dieses auch mal verlängert, es aber dann auslaufen lassen. Jetzt wurde kürzlich die Version 5 veröffentlicht und am diesjährigen Black Friday ein fast unmoralisches Angebot für eine Lifetime-Subscription rausgehauen.
In der gewohnten Umgebung ohne Full-Site-Editing funktioniert CSS-Hero gut und flüssig und macht nahezu alles, was auf einer Website kreucht und fleucht, dem nachträglichen CSS-Tuning zugänglich. Derzeit habe ich aber noch keinen Weg gefunden, beim Full-Site-Editing die Templates und Template-Parts als solche bearbeiten zu können. Wahrscheinlich geht das derzeit noch nicht und kommt hoffentlich in naher Zukunft.
CSS-Hero ist für mich deshalb sehr interessant, weil die getätigten Änderungen non-destruktiv erfolgen. Das heißt, es wird nicht die Stylesheet Datei des verwendeten Themes verändert, sondern die Änderungen werden in eine eigene Datei geschrieben. Damit kann man die Änderungen sehr schnell wieder zurücknehmen oder gar gänzlich löschen. Außerdem bewirkt ein Theme-Update kein Zurücksetzen der in bzw. mit CSS-Hero getätigten Anpassungen. Hier fungiert CSS-Hero quasi wie ein Childtheme. Last but not least: Das alles erledigt man in einem aufgeräumten und ansehnlichen Frontend-Editor, in dem man sich sehr schnell und gut zurechtfinden kann.
Wenn Du Dir das alles mal am Bildschirm anschauen möchtest, sei Dir dieses Video von David McCan empfohlen und natürlich die Videos im YouTube Channel des Entwicklers.
A New Kid In Town
Cwicly ist ein neues, sehr interessantes Plugin, welches sich in den neuen Block Editor (Gutenberg) von WordPress einnistet und diesen in seinem Funktionsumfang enorm ausweitet. Im Unterschied zu CSS-Hero hat man bereits die Zukunft der Block Themes und des Full-Site-Editing voll im Blick. Neben dem Plugin wird auch ein eigenes Block Theme ausgeliefert, so dass man bereits jetzt schon, das Gutenberg Plugin zur Aktivierung des Full-Site-Editors vorausgesetzt, loslegen kann.
Mein Tipp: Bei der Verwendung auf einer Live-Installation würde ich im Moment vorsichtig sein und warten, denn hier und da hakt es derzeit noch ein bisschen. Das sei diesem vielversprechenden „New Kid in Town“ aber (noch) verziehen.
Damit ist aber auch ein gewisser Wermutstropfen verbunden, sofern man ein heiß geliebtes Theme benutzt und auch zukünftig benutzen möchte. Denn derzeit funktioniert Cwicly nur in der Kombination des Plugins mit dem bereitgestellten eigenen Block Theme. Ob das in Zukunft so bleiben oder das Plugin voll kompatibel auch mit anderen, bestenfalls beliebigen Block Themes nutzbar wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
Ein weiteres Highlight in Sachen Ausstattung und für alle, die so etwas benötigen, dürfte die Integration von ACF (Advance Custom Fields) Pro sein.
Was Cwicly so alles hat und kann, stellt David McCan in diesem Video und Paul Charlton von WPTuts in diesem Video ausführlich vor. Darüber hinaus empfiehlt sich natürlich der YouTube Channel des Entwicklers.
Nach meinen ersten Gehversuchen und Erfahrungen mit Cwicly: Wie das mit Werkzeugen so ist, die einen enormen Funktionsumfang besitzen: Sie sind in der Bedienung komplex und besitzen im Umgang mit ihnen eine hohe Lernkurve. Der gewählte Name mit seiner wohl gewollten Assoziation zu „Quick“, erfüllt die ggf. geweckte Erwartung, man könne sich mal eben auf die Schnelle was zusammenbauen, allenfalls mit Bezug auf die Nutzung der mitgelieferten und importierbaren Vorlagen. Von diesen gibt es zwar reichlich und der Fundus wächst und wächst. Wer sich aber ohne diese Vorlagen was von Grund auf selbst zusammenstricken möchte, findet sich Nullkommanix im Kaninchenbau wieder. Für alle, die schnell den Faden der Ariadne und damit die Lust und den Spaß verlieren, den Weg aus dem minoischen Labyrinth der tausend und eins Einstellungsmöglichkeiten zu finden, sollte vielleicht Abstand nehmen und sich nach weniger komplexen Tools umschauen.
Und damit wären wir nicht nur wieder am Anfang dieses Beitrags gelandet, sondern eben bei der Frage, die man sich in diesem Kontext immer zuerst stellen und beantworten sollte: Brauche ich das alles überhaupt?
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