Eine für mich kongeniale Kombination für ein kompaktes Pedalboard-Rig ist der BluGuitar AMP 1 zusammen mit dem HX Effects von Line 6. Wie ich die beiden Geräte mit der sogenannten „4‑Cable-Method“ verbunden habe, erläuterte ich bereits in einem früheren Beitrag. In diesem Artikel möchte ich mich der MIDI-Steuerung des AMP 1 mit dem HX Effects widmen. Sinn und Zweck des Ganzen ist, mit nur einem „Klick“ die Presets oder Snapshots am HX Effects und gleichzeitig die Kanäle des AMP 1 zu wechseln. Neben solchen „Program-Change-Befehlen (PC)“ können vom HX Effects auch sogenannte „Control-Change-Befehle (CC)“ an den AMP 1 gesendet werden, um beispielsweise die „Gain“-Einstellung des AMP 1 zu ändern oder auf die Funktionen des „zweiten Master“ oder der „Power Soak“ zuzugreifen. Damit wird das HX Effects zur ultimativen Steuerzentrale meines Pedalboards.
Verkabelung
Einen „klassischen“ MIDI-Anschluss sucht man am AMP 1 vergebens. Zur Verkabelung wird ein spezieller Adapter von BluGuitar benötigt. Dabei handelt es sich nicht um einen „ollen“ 5‑Pin-MIDI-auf-Klinke-Stecker, sondern in dem Adapter ist noch eine Menge Technik enthalten, was den vergleichsweise höheren Preis erklärt. Günstigere Alternativen von Drittanbietern sind mir nicht bekannt. Jedenfalls wird mit diesem Adapter der MIDI-Ausgang des HX Effects mit dem Footswitch/Remote 1 Anschluss des AMP 1 verbunden.
Die „MIDI-Learn“-Funktion des AMP 1 und die Programmierung von PC-Befehlen
Die Programmierung von Program-Change-Befehlen (PC-Befehlen) ist denkbar einfach. Man stellt sich am AMP 1 den gewünschten Kanal ein, aktiviert ggf. noch den Boost und/oder das Reverb. Dann drückt und hält man die Boost-Taste bis die Reverb-Taste blinkt und sendet dann den MIDI-Befehl durch Betätigen der gewünschten Taste am HX Effects. Dieser Taste am HX Effects muss natürlich vorher eine PC-Befehl-Nummer zugeordnet werden. Wie das geht, erkläre ich weiter unten.
Insgesamt stehen für die MIDI-PC-Befehle 128 Plätze (Nummern) zur Verfügung. Für die vier Kanäle des AMP 1 einschließlich diverser Kombinationen mit ein- oder ausgeschaltetem Boost und/oder Reverb sind das mehr als genug. Bei der Zuweisung eines PC-Befehls könnte man natürlich der Reihe nach von 0 bis (theoretisch) 127 vorgehen. Das wird aber ziemlich schnell unübersichtlich. Hier ist ein systematisches Vorgehen wesentlich praktikabler. Ich persönlich habe mich von einer Idee von Nathan McFarland inspirieren lassen, die Nathan in Folge 17 der Academy Of Tone Reihe auf dem BluGuitar YouTube-Channel im Interview mit Thomas Blug vorgestellt hatte (auf dem YouTube-Kanal von Nathan finden sich noch mehr inspirierende Videos rund um die Kombi AMP 1 und HX Effects).
Für meinen Kontext benötige ich den wahlweisen Zugriff auf alle vier Kanäle des AMP 1 jeweils in der Kombination mit ein- oder ausgeschaltetem Boost. Das Reverb des AMP 1 verwende ich nicht. Dementsprechend benötige ich acht Plätze (Nummern) von PC-Befehlen, die (in Anlehnung an die Idee von Nathan McFarland) wie folgt aussehen:
- PC Nr. 10: Clean ohne Boost
- PC Nr. 15: Clean mit Boost
- PC Nr. 20: Vintage ohne Boost
- PC Nr. 25: Vintage mit Boost
- PC Nr. 30: Classic ohne Boost
- PC Nr. 35: Classic mit Boost
- PC Nr. 40: Modern ohne Boost
- PC Nr. 45: Modern mit Boost.
Der Vorteil dieser systematischen Vorgehensweise ist, dass man es sich gut bzw. besser merken kann. Mit 10, 20, 30 und 40 werden die vier Kanäle des AMP 1 angesteuert und der jeweilige Fünferschritt dazwischen schaltet den Boost mit dazu.
Die Zuweisung von PC-Befehl-Nummern auf Tasten am HX Effects
Kurz zusammengefasst: Der AMP 1 empfängt die PC-Befehle vom HX Effects und das HX Effects sendet die PC-Befehle durch die Betätigung eines seiner Taster, sofern diesem Taster eine PC-Befehl-Nummer zugewiesen ist. So weit, so gut. Aber wie weise ich einem Taster des HX Effects eine PC-Befehl-Nummer zu?
Zunächst muss man das Preset aufrufen, welches einen PC-Befehl senden soll. Hat man das Preset ausgewählt, drückt man den Button mit den drei übereinander liegenden Linien (den „Hamburger-Button“) und wählt anschließend „Command Center“.
Nun muss man zunächst die Steuerungsquelle wählen. Für MIDI-Steuerung stehen insgesamt sechs „Plätze“ zur Verfügung (Instant 1 — 6), die als Blitzsymbole im ersten unteren Scribble Strip dargestellt werden. Ich verwende für die PC-Befehle immer „Instant 1“ und halte „Instant 2“ für die CC-Befehle vor (dazu weiter unten mehr).

Dann setzt man den Befehlstyp (Commnd) für PC-Befehle auf „BankPC“ und den MIDI-Channel (MIDI Ch) auf „1“, denn der AMP 1 kann ausschließlich auf dem MIDI-Kanal 1 empfangen.

Durch Betätigen der Pfeiltaste nach rechts gelangt man im zweiten Scribble Strip der oben Reihe auf die zweite Seite, wo man schließlich die MIDI-Programm-Nummer (Prog) festlegt. Im Beispiel verwende ich die Nummer „35“, was meinem oben erläuterten System folgend am AMP 1 den Classic-Channel mit Boost anwählt.
Voila! Wichtig: Das Speichern nicht vergessen!
Damit ist am HX Effects soweit alles eingestellt und vorbereitet. Jetzt muss der AMP 1 diesen PC-Befehl noch „lernen“ (s. oben: Die „MIDI-Learn“ Funktion des AMP 1). Bevor man den AMP 1 in den „MIDI-Learn“ Modus versetzt, muss man am HX Effects zuerst ein Preset aufrufen, welches den soeben programmierten PC-Befehl nicht (!) sendet. Erst dann drückt und hält man am AMP 1 die Boost-Taste bis die Reverb-Taste blickt und betätigt jetzt am HX Effects jenen Taster, auf dem das soeben programmierte Preset abgelegt ist. Die Reverb-Taste am AMP 1 müsste aufhören zu blinken und wenn alles geklappt hat, wird am AMP 1 durch die Betätigung der Preset-Taste am HX Effects künftig der gewünschte Channel aufgerufen.
Das alles funktioniert am HX Effects nicht nur mit den Presets, sondern auch mit den sogenannten Snapshots auf die gleiche Weise. Um solche PC-Befehle einem Snapshot zuzuordnen, muss die soeben beschriebene Verfahrensweise einfach nur im Snapshot-Modus durchgeführt werden.
Die Belegung der MIDI-CC-Nummern am AMP 1
Wie schon kurz angesprochen, ist der AMP 1 nicht nur empfänglich für die oben ausführlich besprochenen Program-Change-Befehle (PC-Befehle), mit denen man die einzelnen Kanäle des AMP 1 aufrufen kann. Darüber hinaus versteht der AMP 1 auch sogenannte Control-Change-Befehle (CC-Befehle). Das kann nicht jeder MIDI-fähige Amp. Hier hat Herr Blug seinem AMP 1 wirklich eine besonders geniale, da extrem nützliche Funktion verpasst, womit der AMP 1 herausragend sound-flexibel wird. Was das konkret heißt bzw. wozu das von Vorteil ist, erläutere ich weiter unten an einem Beispiel. Die Tatsache, dass das HX Effects wiederum in der Lage ist, CC-Befehle zu senden, macht die Kombination mit dem AMP 1 u. a. so besonders interessant. Denn nicht jedes Multi-Effekt-Gerät kann solche CC-Befehle senden.
Im Unterschied zu den PC-Befehlen sind die Nummern der CC-Befehle im AMP 1 fest vorgegeben. Die Belegung der MIDI-CC-Nummern am AMP 1 sieht wie folgt aus (siehe auch S. 37 im Manual):
- CC Nr. 007: zweiter Master
- CC Nr. 020: Gain / Clean Volume
- CC Nr. 030: Power Soak
- CC Nr. 040: FX Loop
- CC Nr. 050: Reverb
- CC Nr. 060: Boost.
Während die CC Nummern 007 für den zweiten Master, 020 für Gain und Clean Volume sowie 030 für die Power Soak Werte bzw. Abstufungen zwischen 0–127 verarbeiten können, sind die CC Nummern 040 für den FX Loop, 050 für das Reverb und 060 für den Boost im Sinne von „an/aus“ zweiwertig. Der aufmerksame Leser wird jetzt wahrscheinlich einwenden: „Moment mal. Eben wurde doch beschrieben, wie ich den Boost und das Reverb mit Hilfe der PC-Befehle steuern kann. Was ist jetzt der Unterschied zur Steuerung via CC-Befehl?“ Nun, dadurch dass ich den Boost, das Reverb und auch den FX Loop mittels CC-Befehl an- bzw. ausschalten kann, ist es möglich, ohne Preset-Wechsel einen Taster auf dem HX Effects für eine dieser Funktionen zu programmieren. Wer sein HX Effects lieber im „Stompbox-Modus“ betreibt, wird hier besonders erfreut sein.
Die Zuweisung von CC-Befehlen auf Tasten am HX Effects
Die Belegung bzw. Zuweisung von CC-Befehlen funktioniert im Prinzip so, wie soeben für die PC-Befehle erläutert. Allerdings muss man am HX Effects für die Belegung bzw. Zuweisung eines CC-Befehls ein anderes „MIDI-Instant“ verwenden. Wenn man „Instant 1“ bereits für die PC-Befehle reserviert hat, so wie ich das mache, dann käme für die CC-Befehle der Reihe folgend „Instant 2“ in Betracht.
Also wählt man im „Command-Center“ des HX Effects zunächst „Instant 2“ und dann unter „Commnd“ für die CC-Befehle den Befehlstyp „MIDI CC“. Der MIDI-Channel muss (!) wieder der Kanal 1 sein, da der AMP 1 nur auf Kanal 1 empfangen kann. Unter der CC-Nummer („CC-#“) muss jetzt jene gewählt werden, deren Parameter man am AMP 1 ändern bzw. steuern möchte. Als Beispiel nehme ich hier einmal die Gain-Einstellung. Dafür wähle ich entsprechend der oben vorgestellten Liste die CC-Nummer „20“ aus. Unter „Value“ muss dann jener Wert eingestellt werden, den man für das Gain eingestellt und aufgerufen haben möchte. Unter „Value“ lassen sich am HX Effects Werte von „0“ bis „127“ einstellen. Man kann sich das prozentual vorstellen, d. h. Value „0“ entspricht null Prozent und Value „127“ entspricht hundert Prozent.
Aber Obacht! Entscheidend ist natürlich, auf welcher Position der Gain-Regler am AMP 1 steht. Mit einem CC-Value kann die Gain-Regler-Position am AMP 1 nicht „überschrieben“ im Sinne von „überschritten“ werden. Stellst Du am AMP 1 den Gain-Regler auf „8“, dann entspricht eine CC-Value-Einstellung am HX Effects von „127“ die am Gain-Regler des AMP 1 als Maximalwert eingestellte Position, eben die besagte „8“.
Hat man alle Einstellungen vorgenommen, sollte man das Abspeichern nicht vergessen. Anschließend muss der AMP 1 die entsprechenden Einstellungen mittels der „MIDI-Learn“-Funktion noch „lernen“. Hierzu geht man vor, wie bereits oben bei den PC-Befehlen beschrieben.
Eine anschauliche Erklärung findest Du im YouTube-Channel von Nathan McFarland in diesem Video.
Viel Spaß & ROCK ON!
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